Film über die tiergerechte Rotwildjagd auf Gut Klepelshagen

Das Gut Klepelshagen der Deutschen Wildtier Stiftung ist deutschlandweit für seine hör- und sichtbare Rotwildbrunft bekannt. Was kaum einer weiß: Das Gut verfolgt eine ambitionierte Jagdstrategie, durch die jährlich über 500 Stück Schalenwild tierschutzgerecht erlegt werden und die der überlebenden Population gleichzeitig arteigene Verhaltensweisen ermöglicht. Florian Standke und Christian Schätze von der Jagdzeitschrift „unsere Jagd“ waren im Oktober zu Gast bei einer gemeinschaftlichen Kahlwildjagd in Klepelshagen und haben sich das Konzept der Stiftung für tiergerechte Jagd vor Ort angeschaut.

Modell für eine wildtierfreundliche Land- und Forstwirtschaft

Das Gut Klepelshagen bewirtschaftet rund 1.000 ha Wald und 1.300 ha landwirtschaftliche Fläche. Die landwirtschaftlich genutzten Flächen teilen sich in 1.000 ha Ackerland und 300 ha Grünland auf und der Betrieb ist nach den Kriterien von Bioland zertifiziert. Die Klepelshagener Rinderherde umfasst circa 350 Tiere, die vor Ort in der Gourmet Manufaktur geschlachtet werden. Bei dem forstwirtschaftlichen Betriebszweig handelt sich um einen für Nordostdeutschland typischen Buchenwald mit Edellaubholz auf abwechslungsreichen Endmoränen-Standorten. Er ist durch eine hohe Anzahl an natürlichen Kleingewässern (Waldsöllen) gekennzeichnet und der weit überwiegende Wald ist gemäß der FFH-Richtlinie unter Schutz gestellt, ca. 300 ha unterliegen zusätzlich einer Naturschutzgebietsverordnung. Die Buche als Hauptbaumart verjüngt sich auf ganzer Fläche natürlich und bildet dichte Komplexe. Auch Edellaubhölzer verjüngen sich ohne Zaun, unterliegen jedoch einem verstärkten Verbissdruck sodass sie verzögert in die nächste Waldgeneration herein wachsen.

Tiergerechte Jagd für Wald und Wild

Die Jagd spielt im Eigenjagdbezirk Gut Klepelshagen, der Bestandteil der Hegegemeinschaft Rothemühl ist, eine bedeutende Rolle. Mit ihrer Hilfe sollen mehrere Ziele erreicht werden:

  • die Lenkung des Rotwildes im Lebensraum,
  • das Ermöglichen von Naturerlebnis für Besucher,
  • die Nutzung natürlicher Ressourcen,
  • das Erreichen von Artenschutzzielen wie z.B. den Bruterfolg einer Trauerseeschwalben-Kolonie,
  • die natürliche Verjüngung der Hauptbaumarten sowie
  • die Rentabilität der land- und forstwirtschaftlichen Betriebszweige.

Neben dem Angebot von attraktiver Äsung im Offenland gelingt das Erreichen dieser Ziele durch Lenkung der Schalenwildarten mit Jagddruck bzw. Jagdruhe. Die Eigenjagd Gut Klepelshagen ist in drei Jagdintensitätszonen eingeteilt, bei denen das Rotwild die jagdliche Leitart darstellt. Im Kern des Gutsbetriebes liegt eine ca. 150 ha große Wildruhezone, daneben gibt es eine jagdberuhigte Zone sowie eine Jagdzone. Auch zeitlich wird bei der Jagd auf Gut Klepelshagen auf die arteigenen Ansprüche der Schalenwildarten geachtet. Die Jagdzeit auf wiederkäuende Arten endet freiwillig bereits am 31. Dezember, um Rot- und Rehwild die Möglichkeit zur Energieersparnis während der Wintermonate zu geben. Die Nachtjagd wird nur auf Schwarzwild und nur an wenigen Kirrungen in Waldrandlage bzw. auf gefährdeten landwirtschaftlichen Kulturen ausgeübt.

Der Schlüssel für hohe und tierschutzgerecht erzielte Rotwildstrecken liegt für die Verantwortlichen in einem frühen Jagdbeginn im August mit gemeinschaftlichen Ansitzen. Bis Mitte September ist dadurch bereits über die Hälfte des geplanten Rotwild-Abschusses erfüllt. Das intensive Brunftgeschehen auf den Offenlandflächen des Gutes Klepelshagen wird dabei von den frühen und intensiven jagdlichen Eingriffen nicht beeinflusst. Im Herbst und Frühwinter werden außerdem maximal drei Gesellschaftsjagden in der Jagdzone und der jagdberuhigten Zone durchgeführt, auf denen bisher schwerpunktmäßig Schwarzwild erlegt und daneben ein bedeutender Anteil des Rehwildabschusses erfüllt wurde. Einzelne Alttiere dürfen aus Tierschutzgründen auf diesen Jagden nicht erlegt werden.

Entwicklung der Rotwild-Jagdstrecke auf dem Gut Klepelshagen unterteilt nach Jagdmonaten

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