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Rotwild in Nordvorpommern

Die urigen, kaum zerschnittenen Laubwälder Nordvorpommerns bieten nicht nur dem seltenen Schreiadler einen Rückzugsraum, sondern sind auch viel genutzte Einstandsbereiche des Rotwildes. Sogar die großen Ackerflächen, Feldgehölze und Schilfröhrichte zwischen Stralsund, Velgast und dem Recknitztal werden vom Rotwild im Jahresverlauf als Lebensraum genutzt. Die Landesforst MV präsentiert daher bis zum 26. Juni gemeinsam mit dem Landkreis Vorpommern-Rügen die Wanderausstellung „Der Rothirsch in Deutschland und Mecklenburg-Vorpommern „ in Schuenhagen.

Viele Menschen wissen nur wenig über den „König des Waldes“. Der Glaube, das Reh sei die „Frau vom Hirsch“, ist noch weit verbreitet. Der „röhrende Hirsch“ hängt als Wandbild im Wohnzimmer, die Hegeschauen der Jäger werden von manchen als reine „Knochen-Präsentation“ wahrgenommen und dem einen oder anderen erscheint das Naturerlebnis, Rotwild in freier Wildbahn zu beobachten, nur ein Privileg von Jägern zu sein. Schließlich können hohe Bestände erhebliche Schäden in Wald und Feld anrichten. Die Wanderausstellung der Deutschen Wildtier Stiftung verfolgt das Ziel, diese faszinierende Tierart vor unserer Haustür aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu beleuchten und den Menschen näher zu bringen. Sie ist daher für Familien und Naturfreunde ebenso interessant wie für Fachleute. Sie enthält Fakten über Biologie, Verhalten und Verbreitung des Rotwildes in Deutschland und in Mecklenburg-Vorpommern. Auch Konfliktfelder und Lösungswege werden behandelt. Die Ausstellung wurde vom Land Mecklenburg-Vorpommern finanziell unterstützt.

Die Landesforst MV präsentiert die Wanderausstellung „Der Rothirsch in Deutschland und Mecklenburg-Vorpommern “ gemeinsam mit dem Landkreis Vorpommern-Rügen als Träger des Naturschutzgroßprojekts „chance.natur – Nordvorpommersche Waldlandschaft“ in den Räumen des ehemaligen Pferdestalles auf dem Forstamtshof in Schuenhagen. Die Ausstellung ist bis zum 26. Juni in Schuenhagen.

Rotwild als Landschaftspfleger?

Der Geschäftsbereich Bundesforst der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben wird gemeinsam mit den Universitäten Göttingen und Dresden ab 2015 ein fünfjähriges Forschungsprojekt zum Einfluss von Rotwild auf Offenlandbiotope durchführen. Die Untersuchungen werden auf dem Truppenübungsplatz der US-Streitkräfte in Grafenwöhr durchgeführt.

Offene und halboffene Landschaften unterschiedlicher Größe und Ausprägung sind ein wichtiges Merkmal der mitteleuropäischen Kulturlandschaft. Das vorhandene Spektrum an ökologisch wichtigen Lebensräumen und Lebensgemeinschaften wurde maßgeblich von historisch gewachsenen, extensiven landwirtschaftlichen Nutzungssystemen geprägt. Die über lange Zeit konstante Nutzung und Gestaltung durch den Menschen ist eine wichtige Basis der heute in der Kulturlandschaft vorhandenen biologischen Vielfalt.

Aufgrund gravierender Veränderungen in der Landnutzung hat der Erhalt extensiv genutzter Offenlandlebensräume in den letzten Jahrzehnten massiv an Bedeutung gewonnen. Sie beinhalten zahlreiche seltene, streng geschützte Lebensraumtypen und sind Rückzugsräume für viele gefährdete Arten. Um die betreffenden Pflanzengesellschaften und den offenen Charakter der Flächen zu erhalten, ist ein laufender Entzug von Biomasse durch deren Nutzung oder regelmäßige Pflegeeingriffe erforderlich. Großflächige Schutz- und Managementkonzepte sind daher vergleichsweise aufwändig und kostenintensiv. Als ein in ökologischer Hinsicht zielführendes Instrument hat sich die extensive Beweidung mit robusten Rassen verschiedener Nutztierarten etabliert. Das System ist jedoch auch mit einigen Nachteilen behaftet und nicht auf allen Flächen realisierbar. Das gestalterische Potential wildlebender heimischer Huftiere wurde bisher kaum berücksichtigt.

Im Rahmen dieses Vorhabens soll daher untersucht werden, welchen Beitrag autochthone, freilebende Rothirschvorkommen zur Pflege von Offenlandbiotopen leisten können. Ziel des Projektes ist es den Zielerreichungsgrad und die Anwendbarkeit des Systems „Rothirschbeweidung“ zu klären und die für eine Umsetzung relevanten Wissensdefizite zu beseitigen. Als Projektgebiet wurde der von der US-Armee genutzte Truppenübungsplatz Grafenwöhr / Bayern ausgewählt. Der dort vorhandene Rothirschbestand nutzt aufgrund eines zielgerichteten Wildtiermanagements intensiv die offenen Teile des Lebensraumes. Über einen Zeitraum von insgesamt 5 Jahren sollen die Vegetationsentwicklung, das Raum-Zeit-Verhalten sowie die diesbezüglichen Wechselbeziehungen in zwei Teillebensräumen untersucht werden. Hierzu werden zwei feste Bezugsflächen mit unterschiedlichen standörtlichen Voraussetzungen und Vegetationstypen ausgewählt. In jeder der beiden Flächen werden bis zu 15 Rothirsche beider Geschlechter mit GPS-Sendern versehen und die vorhandenen Vegetationsgesellschaften sowie ihre Veränderung erfasst. Darüber hinaus werden auf Testflächen in beiden Lebensräume detailliert die Fraßeinwirkung auf die Vegetation ermittelt und Wechselwirkungen zusätzlicher gezielter Pflegemaßnahmen (Feuer, Mahd) mit der Beweidung durch Rothirsche untersucht.

Das Vorgehen liefert eine umfangreiche Datengrundlage zu Habitatnutzung und Habitatgestaltung von Rothirschen im Offenland und erlaubt so eine umfassende Erprobung, Analyse und Bewertung des Beweidungssystems sowie ergänzender Steuerungsinstrumente. Abschließend sollen konkrete Handlungsempfehlungen erarbeitet und bei entsprechender Ergebnislage ein konzeptioneller Rahmen für die praktische Umsetzung in anderen Lebensräumen entwickelt werden. Gefördert wird das Pilotprojekt aus Mitteln des Zweckvermögens des Bundes bei der Landwirtschaftlichen Rentenbank.